© Christine Fischer
 
Sehr häufig sind Fütterungsfehler die Ursache für Zahnerkrankungen und deren Folgen.
 
Aber auch die Produktion der Zahnhartsubstanzen bzw. die Mineralisierung während des  Wachstums selbst kann gestört sein 
( dispositionsbedingt  oder durch eine Entzündung vor Ort), oder es liegt ein Problem der Kieferknochen vor.
 
Weiterhin kommen Zahnverletzungen durch Stürze, Erkrankungen mit Futterverweigerung (keine Abnutzung) oder aber 
altersbedingte  Bindegewebslockerungen des Zahnhalteapparates in Betracht.
 Durch die direkte Nachbarschaft der 
Augen und der Nase zum Oberkiefer können auch diese  mit betroffen sein.
  Folgende, teils auch für den 
Halter erkennbare Symptome können auf eine mögliche Zahnproblematik hinweisen:
 
Sollten eines oder mehrere dieser Symptome auf das eigene Tier zutreffen, so ist ein  unverzüglicher Besuch beim fachkundigen Tierarzt  dringend zu empfehlen!
 
Zahnprobleme lösen sich in aller Regel nicht von selbst, das Tier benötigt tierärztliche Hilfe, da es sonst unter den (teils fatalen) Folgen zu leiden hat.
 
Je nach Ausmaß und Ursache sind z.B. vereinzelte bis regelmäßige (alle 3-6 Wochen) Zahnkorrekturen notwendig, um dem Tier die Nahrungsaufnahme   wieder zu ermöglichen.
 
Auch die Fütterung muss gemeinsam mit dem Tierarzt einer kritischen Begutachtung und einer . eventuellen Verbesserung unterzogen werden.
Übersicht
Zurück zur Seite Krankheiten/Mund und Rachenraum
 Schneidezähne (Incisivi)
 
Entfärbung:
 
Verlieren die Schneidezähne ihre gelb-orange Färbung oder wird diese fleckig, so ist das ein Hinweis auf einen generellen Calciummangel, der sich  letztlich anhand des 
aufgehellten Zahnschmelzes  zeigt.
 Dieser kann fütterungsbedingt sein, im Rahmen einer Erkrankung entstehen oder auch ohne klare Herkunft (evtl. genetische Veranlagung) 
auftreten. Darunter leidet auch die Zahnqualität, da Calcium wesentlicher Bestandteil der Zahnsubstanzen ist.
 Rillenbildung:
 Eine Rillenbildung der sonst 
glatten Schneidezähne weist auf eine Mineralisationsstörung der Zahnsubstanzen oder eine Entzündung vor Ort hin.
 Elongation oder unsachgemäße Kürzung:
 
Werden die Schneidezähne zu lang (Elongation) oder aber unsachgemäß gekürzt (Längenverhältnis!), kann das für die Futteraufnahme fatale Folgen haben.
 Zu lange 
Schneidzähne haben ihre Ursache nicht selten in einer Backenzahnproblematik.
 
Frakturen/Fissuren:
 
Auch abgebrochene oder angebrochene Schneidezähne sind möglich, Ursache sind hier häufig Unfälle im Käfig (Sturz auf ein Brett oder Verhaken  der Zähne in den Gittern).
 
Ob der Zahn dadurch dauerhaft geschädigt ist, hängt davon ab, ob Innenleben (Pulpa) und Wachstumszone des Zahns mitbetroffen sind.
 Zahnfrakturen bergen die Gefahr einer 
Abszessbildung!
  
Backenzähne (Mahlzähne: Prämolaren, Molaren)
 Zahnspitzen, „Spikes“:
 Durch eine fehlerhafte Abnutzung und/oder gestörte Zahnsubstanzproduktion der 
Backenzähne können  sogenannte „Zahnspitzen“ (Spikes) entstehen,  die dem Tier schmerzhafte Verletzungen der Wangenschleimhaut zufügen können und somit die Futteraufnahme 
sowie den Kauvorgang doppelt behindern.
 Elongation, retrogrades Wachstum:
 Zu geringe Rohfaseranteile in der Nahrung können dazu führen, dass sich die 
Backenzähne nicht schnell genug abnutzen und daher insgesamt zu lang  werden (Elongation).
 Daraus ergibt sich ein ständig erhöhter Druck der Zähne aufeinander, 
sowie eine dadurch  dauerhaft erhöhte Spannung der Kaumuskulatur.
 Dieser Zustand kann anfangs sehr dezent sein, hat aber bereits sehr früh Folgen:
 
Das Wachstum des Zahns kehrt sich um (retrograd) und verläuft in Richtung Kieferknochen statt in Richtung Mundhöhle.
 
Im Oberkiefer können so die Augenregion (Tränen, Entzündung), die Nase („Schnupfen“), der Tränennasengang (Verstopfung, Entzündung) sowie der  Knochen selbst (Auftreibungen) 
in Mitleidenschaft gezogen werden.
 Fatal sind Ausmaße, die einen Durchbruch des Zahnes in die Augenhöhle mit eventueller  Abszessbildung und möglichem Verlust des Auges 
zur Folge haben.
 Im Unterkiefer fallen hingegen eher Auftreibungen des Knochens auf, im Extremfall ist auch hier eine Perforation des Knochens nach außen möglich.
Übersicht
Zurück zur Seite Krankheiten/Mund und Rachenraum
 Untersuchung der Backenzähne:
 Für eine korrekte Begutachtung der Backenzähne müssen ein Maulspreizer und ein Backenspreizer verwendet werden, 
da man diesen Teil der Maulhöhle  sonst nicht einsehen bzw. untersuchen kann.
 Eine solche Begutachtung ist dem Halter selbst daher unmöglich.
  
Röntgenaufnahme des Kiefers:
 
Um bei Verdacht auf Zahnprobleme die tatsächliche Länge der Backenzähne richtig beurteilen zu können ist eine Röntgenaufnahme  
meist unausweichlich.
 
Die in der Maulhöhle bereits zu langen Zähne können durch das mitwachsende Zahnfleisch kaschiert werden, was ohne Röntgenbild unentdeckt bleibt.
 
Auch können die innerhalb des Kiefers bereits stattfindenden Veränderungen (z.B. Abszesse) stärker sein als durch reines Ansehen oder Abtasten von  außen zu erkennen ist.
 
Häufig (nicht zwingend) muss das Tier für die Röntgenaufnahme kurzzeitig in Narkose gelegt werden, was jedoch angesichts der Wichtigkeit dieser  Untersuchung  
vertretbar ist.
Übersicht
Zurück zur Seite Krankheiten/Mund und Rachenraum
 Bestehen die Zahnprobleme unbemerkt schon länger, hat sich das Tier meist bereits an die Fehlbewegung des Kiefers und den fehlerhaften Zahnschluss 
gewöhnt.
 
Somit funktionieren Zungen- und Kaumuskulatur bereits fehlerhaft, was  dem Tier nach erfolgter Korrektur  das richtige Kauen und Fressen zunächst erschweren  kann. 
 
Erblich bedingte Wachstumsstörungen der Zähne können durch Zahnkorrekturen zudem nur vorübergehend behoben werden, da die Ursache weiterhin  bestehen bleibt.
 
Manchmal wird nach einer Zahnkorrektur auch eine vorübergehende Zwangsernährung mit einem speziellen Brei nötig, da das Tier noch Schmerzen hat  oder sich noch nicht an die 
korrigierte Zahnsituation gewöhnt hat.
 Diese Breifütterung begünstigt jedoch wiederum eine mangelhafte Abnutzung der Zähne, sowie eine Verkümmerung (Atrophie) der Kau- 
und Zungenmuskulatur,  was die Situation leider nicht verbessert.
 Gleichzeitig benötigt das Tier dringend Energie/Nährstoffe, um gesund zu werden, und ohne eine 
Zahnkorrektur wird sich die Situation in aller Regel nur v erschlechtern.
 Manche Tiere werden so aus den unterschiedlichsten Gründen zu echten Dauerpatienten.
Übersicht
Zurück zur Seite Krankheiten/Mund und Rachenraum
 Karies kommt bei Tieren wie Chinchillas eher selten vor.
 Gründe dafür sind das diesbezüglich normalerweise risikoarme Futter (wenig Zucker), der hohe 
pH-Wert des Speichels sowie die Bakterienflora in der  Maulhöhle dieser Tiere.
 
Auf zu zahlreiche zuckerhaltige Leckerbissen sollte  daher verzichtet werden, damit das auch so bleibt.
Übersicht
Zurück zur Seite Krankheiten/Mund und Rachenraum
 
Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu (Ewringmann, Glöckner; 2005)
 
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde bei Klein- und Heimtieren (Markus Eickhoff; 2005)
 
Achtung: Die Symptome können auch auf eine Entzündung der Mundschleimhaut/Zunge oder auf Kieferabszesse hinweisen.  Stellen sie das Tier auf jeden Fall einem Tierarzt 
vor!!! 
Übersicht
Zurück zur Seite Krankheiten/Mund und Rachenraum