© Michaela Hraba-Jirasek
Der Gesundheitsscheck beim Chinchilla ist neben dem optimalen Futter und den optimalen Haltungsbedingungen eine
der wichtigsten Voraussetzung in der Chinchillahaltung, wie auch in der Chinchillazucht, um den Tieren optimalste
Versorgung zukommen zu lassen und ein Höchstmaß an Lebenserwartung zu bieten.
Beim Gesundheitsscheck, welcher beim Füttern, Auslauf und der Beschäftigung mit den Tieren gemacht werden kann
und sich mit der Zeit routiniert, sollte folgendes beachtet werden:
täglich:
wöchentlich:
außerordentliche Gesundheitsschecks:
2x jährlich Zahncheck der Backenzähne durch den Tierarzt
2x jährlich Kotuntersuchung auf Bakterien, Pilze und Parasiten
1. Kot- und Urinabsatz:
Kot auf Größe und Konsistenz prüfen, weicher Kot kann auf beginnenden Durchfall hinweisen, kotverschmierte
Sitzbretter bedeuten bereits schweren Durchfall, kleine (unter Umständen stecknadelkopfgroße) Köttel zeigen
Verstopfung an.
Schleimige Ummantelungen der Köttel können auf eine Darminfektion oder Hefepilze hinweisen. Die Veränderung des
Kotes liegt entweder an der Fütterung und Gabe von zuviel oder falschen Leckerlis, Bewegungsmangel (bei Verstopfung),
das Tier hat etwas gefressen was es nicht sollte (Plastik, giftige Pflanzen, etc.), oder an einer bakteriellen/parasitären
Erkrankung des Tieres.
Kotauffälligkeiten, bei welchen es sich um starken Durchfall oder starke Verstopfung handelt, sollten anhand
einer Kotprobe und einem Tierarztbesuch spätestens am dritten Tag abgeklärt und behandelt werden, sofern "Hausmittel"
(Karlsbader Salz, Haferflocken, Apfelessig etc.) nicht angesprochen haben.
Urinecken kontrollieren ob der Urin evtl. farbliche Veränderungen aufweist.
Bei Gabe von Obst- und Haselnußäste als Nagematerial färbt sich der Urin dunkelorange bis hellrot, was leicht mit
blutigem Urin verwechselt werden kann.
Blasenentzündung und Blasensteine lösen blutigen Urin aus!
Urinverfärbung durch nicht oben erwähntes Nagematerial sollten anhand einer Urinprobe und einem Tierarztbesuch
abgeklärt und behandelt werden.
Die eigenständige Gabe von rezeptpflichtigen Medikamenten ist in allen Fällen zu vermeiden, da die Kot- oder
Urinuntersuchung dadurch verfälscht werden kann!
2. allgemeines Verhalten:
Wie verhält sich das jeweilige Tier in der Gruppe, zieht es sich zurück, ist es launisch,
oder hat es einen schmerzempfindlichen Ausdruck in den Augen. Nimmt es evtl. ein Leckerli an und frisst dies hastig
oder lässt das Leckerli fallen. Hüpft das Tier wie immer herum, oder sitzt es apathisch in einer Ecke oder versteckt
es sich. Zeigt es Neugierde oder hat an nichts Interesse. Fällt der Check negativ aus und erweisen sich weitere
Auffälligkeiten, welche auf eine mögliche Erkrankung hindeuten, welche im Gesamten nicht auf Probleme zwischen dem
Tier und seinem Partner zurückzuführen sind, sollte ein umgehender Check durch den Tierarzt erfolgen.
3. Fressverhalten:
Je nachdem wie die Fütterung erfolgt, täglich abgemessen, sodass am nächsten Abend noch Pellets (oder keine Pellets)
im Napf vorhanden sind, ist zu beobachten ob die Tiere in ihrem, in der jeweiligen Haltung, Fressverhalten eine
Veränderung zeigen.
Eingeschränktes Fressen kann viele mögliche Ursachen, wie z.B. zu lange Zahnspitzen, Zahnanomalie, Kieferabszess,
Verletzung im Mund- und/oder Rachenraum, generell Schmerzen oder Unwohlsein, Futterumstellung oder Stress in der
Gruppe uvm. haben. Wichtig ist, dass man sein Tier gut kennt und damit mögliche Ursachen ausgeschalten oder in
Erwägung gezogenen werden können. Sollte das veränderte Fressverhalten "andauern", wäre es ratsam ein Liste schon
vor dem Tierarztbesuch parat zu haben, um dem Tierarzt Eventualitäten gleich unterbreiten zu können, da dieser das
Tier nicht so kennt, wie der Halter selbst.
4. Bewegungsabläufe:
Die Bewegungsabläufe des Tieres sind leicht in der Wachphase im Käfig oder während des Auslaufes zu beobachten.
Humpelt ein Tier oder bewegt es sich gar nicht (bleibt sitzen oder schreit bei Berührung), ist es ratsam sofort, ohne
selbst Hand anzulegen, den Tierarzt aufzusuchen.
Mögliche Ursachen sind Brüche durch Absturz im Käfig oder beim Auslauf, auf das Tier gefallene Gegenstände,
Verbrennungen, Vergiftung und somit evtl. Krampfanfälle, oder andere Erkrankungen.
5. Augen:
Die Augen müssen klar, nicht verklebt und ohne jeglichem Ausfluss sein.
Trübe Augen können auf eine Verletzung der Hornhaut hinweisen, durch Ausfluss verklebte Augen können auf Zahnprobleme,
Verletzungen, Tumor und Augenentzündung hinweisen.
Vor allem kahle Stellen um das Auge zeigen eine Erkrankung an und gehören sofort von einem Tierarzt abgeklärt.
Augenentzündungen können schnell chronisch werden und sind in der Folge nicht dauerhaft behandel- und ausheilbar.
6. Nase:
Trieft die Nase und/oder hat (bis hin zu) grünlichem Ausfluss, liegt eine Atemwegs-Erkrankung vor, welche umgehend
von einem Tierarzt behandelt werden muss. Streptokokken, Staphylokokken, Pasteurellen, Pseudomonaden, Pseudotuberkulose
können mögliche Ursachen sein, welche teilweise auf den Menschen und andere Chinchillas und Haustiere übertragen werden
können. Eine gesunde Chinchillanase ist trocken und frei von jeglicher Verschmutzung.
7. Ohren:
Gesunde Chinchillaohren sind außen wie innen in der Ohrmuschel sauber und schuppen nicht.
Bisswunden an den Ohren können Pilze oder Bakterien ansiedeln lassen, welche sich durch Schuppen und Rötung der Haut
äußern.
1. Bauch:
Ein gesunder Chinchillabauch fühlt sich weich und warm an. Stellt man bei der wöchentlichen Abtastung eine Aufgasung fest,
das Chinchilla fühlt sich hart und zugleich "schwammig" an, ist es anzuraten den nächsten Kotabsatz des Tieres abzuwarten
und auf Konsistenz zu prüfen. Mögliche Ursachen können, wie unter der Kotkontrolle angeführt, Fütterung und zuviel oder
falscher Gabe von Leckerli, das Tier hat etwas gefressen was es nicht sollte (Plastik, giftige Pflanzen, etc.), oder
eine bakteriellen/parasitären Erkrankung des Tieres, sein.
Ein kalter und harter Bauch, muss unbedingt, insbesondere bei einem schwangeren Chinchilla umgehend von einem Tierarzt
untersucht werden, da Schwangerschaftsprobleme (abgestorbene Föten, Schwangerschaftstoxikose) vorliegen können. Um
den Bauch zu kontrollieren, bedarf es keines festen Drückens, sondern einfach nur mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger
leicht unter den Bauch zu greifen und vorsichtig zu tasten.
2. Zitzen:
Ein Chinchillaweibchen verfügt über sechs Zitzen, welche nicht immer leicht zu finden sind.
Zwei, jeweils rechts und links, befinden sich in der Lendengegend, zwei jeweils rechts und links seitlich mittig des
Chinchillas und weitere zwei jeweils seitlich, Nähe der Achseln der Vorderbeine. Bei schwangeren Chinchillas sind die
Zitzen ausgeprägter und lassen sich leichter finden. Vor allem bei säugenden Chinchillas sind diese durch das Fehlen
des Felles rund um die Zitzen sofort zu erkennen. Die Zitzen bei säugenden Chinchillas, sollten rosa und weich, sowie
beweglich sein. Sind die Zitzen und evtl. sogar deren Umgebung durch die Babies verletzt, hart, rot bis blutunterlaufen
und der gesamte Bereich um die Zitzen geschwollen, liegt eine Mastitis (Brustentzündung) vor, welche sofort, ohne
abzuwarten, unter tierärztlicher Anweisung behandelt werden muss.
3. Genitalbereich:
Der Genitalbereich beim Chinchillaweibchen, als auch beim Chinchillaböckchen muss sauber, rosafarben und ohne
Ausfluss sein. Ist der After und evtl. der gesamte Genitalbereich von Kot verunreinigt, liegt Durchfall bei dem Tier vor,
welchem anhand einer Kotprobe, sofern nicht ein Futterwechsel, bewusst die Gabe von zuviel oder falschen Leckerli
vorliegen, auf den Grund gegangen werden muss.
Beim Chinchillaböckchen ist darauf zu achten, ob sich unter der Vorhaut des Gliedes ein Haarring gebildet hat,
welcher unverzüglich zu entfernen ist, da das Glied ansonsten absterben könnte.
Beim Chinchillaweibchen lässt sich anhand der Kontrolle des Genitalbereiches unter anderem die Hitze feststellen,
in welcher die Scheide (zwischen Harnzapfen und After) geöffnet befindet. Des weiteren sollte man auf evtl. Ausfluss
kontrollieren. Bei gelbem, rötlichem oder gar braunem Ausfluss sollte das Chinchilla umgehend dem Tierarzt vorgestellt
werden, da eine Gebärmutterhalsentzündung oder eine bakterielle Infektion vorliegen könnte.
4. Haut:
Die Haut des Chinchillas ist im gesunden Zustand rosa und glatt, diese zu Kontrollieren erfolgt durch in das Fell
blasen, um durch das dichte Fell gut hindurchsehen zu können. Befinden sich kahle Stellen in der Haut, sollte auf
Bisswunden weitergesucht werden, sind solche nicht zu finden, gilt es festzustellen ob die Haut gerötet und evtl.
schuppig ist. Stellt man Rötungen und Schuppenbildung fest, handelt es sich um einen Pilzbefall der Haut. Es gilt
durch den Tierarzt feststellen zu lassen um welchen Pilz und dessen Behandlungsart es sich handelt. Rote, blutende
oder gar eiternde Bisswunden sind sofort durch einen Tierarzt entsprechend zu behandeln, da durch die Bisswunden Keime
in den gesamten Organismus des Tieres gestreut werden könnten und diese eine Vergiftung des Tieres hervorrufen können.
5. Zähne:
Gesunde Chinchillazähne sind dunkelgelb bis orange, weiße Chinchillazähne deuten auf Mineralstoff- und/oder Vitaminmangel
hin; Zähne säugender Chinchillaweibchen können etwas heller werden. Die Selbstkontrolle der Zähne gilt für die
Schneidezähne, wie zuvor erwähnt auf deren Färbung, als auch auf deren Länge.
Chinchilla welche nicht genug natürlichen Zahnabrieb (wird durch ausreichender Gabe an Heu und genug Nagematerial
gefördert) haben, oder durch Erkrankung oder Stress zu wenig fressen, sollten einem Tierarzt vorgestellt werden,
um feststellen zu lassen, ob sich zu lange Zahnspitzen, welche geschliffen werden müssen, gebildet haben.
Die Backenzähne sollten durch einen Tierarzt mit einem Otoskop oder ein Röntgenbild kontrolliert werden ..
6. Gewichtskontrolle:
Die Gewichtskontrolle ist ein wesentlicher Faktor um zu erkennen, ob das Chinchilla sein Gewicht hält, andernfalls
frisst es evtl. zu wenig, oder es liegt eine Erkrankung vor.
Gewichtszunahmen können auf eine Schwangerschaft hinweisen.
Erkrankte Chinchillas sollten mehrmals wöchentlich, wenig fressende Chinchillas täglich gewogen (und natürlich
zugefüttert) werden.
2x jährlich ein Check der Backenzähne durch den Tierarzt, um mögliche Fehlbildungen so früh wie möglich zu erkennen,
zu beheben und das Chinchilla, sofern es in einer Zucht sitzt, aus der Zucht ggf. auszuschließen. Dieser Check dient
zur Vorbeugung und Früherkennung.
2x jährlich Kotuntersuchung auf Bakterien, Pilze und Parasiten, welche individuell durch die verschiedensten
Umstände in den Stall und somit in den Organismus des Tieres eingeschleppt werden können. Diese Untersuchung ist
nicht nur für Heimtierhalter, sondern für Hobbyzüchter ein wesentlicher Bestandteil zur Kontrolle des Bestandes
und zur Verhütung gegen Ansteckung auf Mensch und andere im Haushalt lebende Tiere.